Vergütung für Angehörigen-Pflege
Tobias Holzgang ist Leiter des Angebots «Angehörige pflegen» von Caritas Schweiz. Das Projekt machte die Entschädigung und professionelle Begleitung von Pflege und Betreuung durch Angehörige zu Hause in der Schweiz erstmals zum Thema. Damit gab die Organisation einem wichtigen Thema Gehör – denn viele Angehörige pflegen Ehepartner, Eltern oder Kinder unentgeltlich daheim. Aus einem anfänglichen Pilot 2022 in Luzern und Zug, wurde schnell ein ständiges Angebot, das sich über die ganze Zentralschweiz und Bern erstreckte. Im Herbst 2025 folgen nun auch die Basler Kantone sowie der Kanton Aargau.
Angehörige zu Hause zu pflegen hat grosse Auswirkungen auf das persönliche Leben. Man ist in seiner Bewegungs- und Arbeitsfreiheit eingeschränkt, was nicht zuletzt die finanzielle Situation oftmals schwierig macht. Denn bis vor Kurzem machten Angehörige die Care-Arbeit unentgeltlich. Dies hat sich mit dem Caritas-Projekt «Angehörige pflegen» geändert. Angehörige haben unter gewissen Umständen die Möglichkeit, sich bei Caritas Schweiz für die Angehörigen-Pflege anstellen zu lassen (Eignung hier testen). So erhalten sie einen Lohn für ihre Arbeit. Ein Pionier-Projekt der Non-Profit-Organisation Caritas Schweiz. In der Zentralschweiz sind momentan 110 pflegende Angehörige in einem solchen Verhältnis angestellt, neun davon in Emmen bzw. Emmenbrücke.
Tobias Holzgang, Leiter Angebot «Angehörige pflegen» Caritas Schweiz
Lohn für pflegende Angehörige
Nach wie vor werden viele betagte oder beeinträchtigte Menschen von Familienangehörigen zu Hause gepflegt. Um für die zeitintensive und einschneidende Arbeit honoriert zu werden und finanzielle Entlastung zu erfahren, können sich pflegende Angehörige bei Caritas Schweiz anstellen lassen. Der Lohn und die Sozialversicherung umfassen CHF 35.50 pro Stunde. Wichtig an dieser Stelle: Caritas ist eine Non-Profit-Organisation und erwirtschaftet keine Gewinne.
Einige Voraussetzungen müssen für die Anstellung erfüllt werden:
Die Betreuung und Pflege muss Grundpflege beinhalten, die im Krankenversicherungsgesetz (KVG) erfasst ist und damit von den Krankenkassen übernommen wird. Dazu gehört z.B. Hilfe beim Aufstehen, Ankleiden, Waschen und Toilettengang.
Die betreuende Person darf nicht bereits in einem 100%-Pensum angestellt sein.
Die betreuende Person muss die Pflegearbeit physisch und psychisch bewältigen können.
Genaue Prüfung der Anmeldungen
Tobias Holzgang betont: „Wir schauen jedes Gesuch genau an. Es geht darum, möglichst nachhaltige Anstellungsverhältnisse abzuschliessen. Wenn eine betagte Frau beispielsweise ihrem 100 Kilo schweren Ehemann beim Aufstehen helfen soll, ist abzusehen, dass das langfristig schwierig wird. Die Gesamtsituation muss stimmen, damit die Pflege zu Hause ohne Überforderung gelingen kann.“ Gerne berät Caritas Schweiz Interessierte kostenlos telefonisch oder vor Ort. Auch dann, wenn es nicht zu einer Anstellung kommen sollte. Wird das Anstellungsverhältnis eingegangen, folgt eine professionelle fachliche Begleitung.
Lohn für Entlastung
„Die finanzielle Situation von pflegenden Angehörigen ist oftmals sehr eingeschränkt. Es bleiben keine Mittel, um für sich selber Entlastung zu ermöglichen“, erklärt Holzgang. Die Erfahrung zeige erfreulicherweise, dass der Caritas-Lohn oft direkt in die eigene Entlastung investiert wird – z.B. in eine Massage o.Ä. So kann die innerfamiliäre Pflege längerfristig stabilisiert werden.
Fachliche Begleitung in der Pflege
Pflegende Angehörige werden bei Caritas Schweiz professionell von Pflegefachpersonen in ihren Pflegeaufgaben zu Hause begleitet. Denn nur so kann die Pflegequalität zu Hause gewährleistet werden. Zudem stehen kostenlos Kurse von Caritas, dem SRK und weiteren Anbietern zur Verfügung, um die nötigen fachlichen Kenntnisse zu erwerben.
Zuhause betreuen – eine Chance für die Politik
Tobias Holzgang ist sich sicher: „die Pflege zu Hause durch Angehörige kann relativ kostengünstig umgesetzt werden und ist damit eine Chance für Bund und Kantone. Das „Luzerner Modell“ von Caritas Schweiz kann die Ressource Familie unterstützen und einen Beitrag an die Entlastung des Gesundheitssystems leisten. Ich glaube, da gibt es noch Potenzial.“
Alle Informationen und Anmeldemöglichkeit finden Sie hier:
www.caritascare.ch
Hinweis: Achtung bei privaten Anbietern
Es gibt mittlerweile auch diverse private Anbieter, die pflegende Angehörige anstellen. Bitte prüfen Sie die Anstellungsbedingungen von gewinnorientierten Unternehmen kritisch.